Daniel C. Dennett beim Denken beobachten (Dr. Anna Strasser)

Datum: 18.02.2019 (20:00:00–22:30:00)

Ort: Alte Jakobstr. 12 / Ecke Ritterstr. (Tiyatrom Theater), 10969 Berlin

Daniel Dennett, Boston (MA)
Daniel Dennett, Boston (MA)

Anlässlich meines Fellowships an der Tufts University bei Daniel C. Dennett hatte ich die Gelegenheit, diesen großen Denker beim Denken zu beobachten. In meinem Vortrag über Dennett werde ich mich vor allem auf seinen kürzlich erschienenen Aufsatz „Facing up to the hard question of consciousness“ beziehen, siehe Dennett, D. [2018]: Facing up to the hard question of consciousness. Phil. Trans. R. Soc. B 373: 20170342 (Download).

In diesem Aufsatz geht es Dennett zum einen erneut darum dafür zu argumentieren, dass die Idee, man hätte einen direkten Zugang zu inneren Repräsentationen, auf einer theoretischen Illusion beruhe. Das heißt, dass Qualia – verstanden als intrinsische Eigenschaften unserer Erfahrung – als Illusionen zu werten sind. Solche user-illusions sind selbst real und wir profitieren selbstredend davon.

Interessanterweise räumt Dennett ein, dass er vielleicht mit dafür verantwortlich sei, dass es immer noch viele Einwände gegen diese Position gibt.

“No doubt a good deal of the rejection of my position is due to my not having been able to replace their conception with a suitably persuasive alternative, but I can now say a little more—still not enough for some, I daresay—about what is there instead of qualia.” (Dennett 2018, p.5)

Um eine Alternative zu Qualia zu entwickeln, weist er zunächst auf die immensen Freiheitsgraden hin, die offensichtlich mit Bewusstsein einhergehen. Die Frage, wie man mit diesen Freiheitsgraden umgeht, führt er als die sogenannte ‚hard question‘ in die Bewusstseinsdebatte ein:

Once some item or content “enters consciousness”, what does this cause or enable or modify? - “And then what happens?” (Dennett 2018, p.1)

Im Folgenden weist er zum einen auf Schwierigkeiten in Bezug auf empirische Forschung hin, die in diesen immensen Freiheitsgraden begründet sind und entwickelt dann am Ende des Aufsatzes eine Alternative, in der die Idee von einem homunculus durch die Idee von virtual governors ersetzt wird.

Zum Schluss werde ich noch kritisch auf eine Schwierigkeit eingehen, die sein Werk, wie auch diesen Aufsatz, durchzieht: An vielen Stellen werden die Ausführungen über Bewusstsein und kognitive Fähigkeiten auf menschliche Wesen eingeschränkt. Ohne die Besonderheiten von Menschen zu ignorieren, werde ich diese Ausgrenzung problematisieren.

Zur Vortragenden:

Anna Strasser bei Daniel Dennett

Dr. Anna Strasser (geb. 1970), Studium der Mathematik, Informatik (Künstliche Intelligenz), Vergleichende Literaturwissenschaft, Kognitionswissenschaften und schwerpunktmäßig Philosophie. Nach diversen Postdoc-Stellen in Freiburg und Berlin, Visiting fellowship an der Tufts University, Center for Cognitive Science, USA, jetzt freischaffende Philosophin in Berlin.

Ich verstehe mich als eine empirisch informierte Philosophin mit einem besonderen Interesse an sozialer Kognition mit einem besonderen Fokus auf die Schnittstellen zwischen Philosophie und Entwicklungspsychologie / Künstlicher Intelligenz / Tierkognition. (Ihre Website)

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