Die Höhlenmalerei, die Kunst und der Raum

Datum: 23.10.2017 (20:00:00–22:30:00)

Ort: Alte Jakobstr. 12 / Ecke Ritterstr. (Tiyatrom Theater), 10969 Berlin

Der Raum als Ausprägung kultischer Praxis
Der Raum als Ausprägung kultischer Praxis

Alle menschlichen Artefakte spielen sich im Welt-Raum ab. Insbesondere die Kunst stellt ihre Erzeugnisse in den globalen Raum dieser Welt. Hier begegnet sie dem Menschen, welcher sich ebenfalls in diesem Raum aufhält. Der Vortrag von Rainer Reusch geht der Frage nach, wie die Kunst unsere Auffassung vom Raum prägte. Ihr geht es nicht um die Vermessung wie im physikalisch-technischen Raum, sondern - mit Heidegger - um die Einräumung von Orten für den menschlichen Kultus.

Zunächst sind Orte nur Topoi, die eingeräumt werden und sich damit zu einer durch Kult gekennzeichnete Ortschaft entwickeln. Hierbei kommt es wesentlich auf das Zusammenspiel von Orten an. Die britisch-französischen, d.h. kolonialien Grenzziehungen im Nahen Osten oder auch in Afrika oder auch die sowjetischen und amerikanischen Grenzziehungen jüngerer Geschichte übergingen beispielsweise alte Topoi und deren Einräumung. Sie zerstörten Gegenden des Aufenthaltes einer Kultur, ignorierten den Identität bildenden Kultus. Es kommt aber gerade auf die orttypische Eigentümlichkeit der Dinge an, welche den Wert der Örtlichkeit ausmachen.

Erst das Zusammenspiel und die Kommunikation der Orte entwickelt "Gegend", und die Verkettung von Gegenden eröffnet den physikalisch-technischen Raum. Deshalb kommt Heidegger zu dem Schluss, dass genau genommen Kunst als Plastik keine Auseinandersetzung mit dem Raum ist. Die Plastik ist keine Besitzergreifung von Raum, sondern ordnet sich mit den übrigen Dingen in die Offenheit des Raumes ein. Plastik verkörpert Orte, ordnet und verwahrt ein Freies um sich, welches ein Verweilen den Dingen und Wohnen den Menschen inmitten den Dingen gewährt. Dagegen erzeugt die physikalisch-technische Welt allein objektiv messbares Volumen. Raum als Volumen ist ein Produkt unserer mathematisch-technischen Epoche und versteht Welt fast nur in solch mess- und wägbarer Enge, wie auch die Physik die Physis reduziert. Solche neuzeitlich physikalisch-technische Illusion vermisst die Wirklichkeit des Eingeräumten ohne Rücksicht auf die Eigentümlichkeit der Dinge.

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Rainer Reusch

Rainer Reusch ist Künstler und Philosoph: Staatsexamen als Philosophie-, Kunstlehrer, Kunsthistoriker. Diplom FH als Typograph und Grafiker. Tätigkeit als Kirchenmaler und philosophischer Lebensberater (philos. Therapie und Praxis)
derzeitige Tätigkeit: Kunstphilosoph.

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