Was schulden wir dem Anderen? Zum Aufbau einer Ethik aus Empathie

Datum: 30.04.2024 (20:00:00–22:00:00)

Ort: Online via Zoom. Für Nicht-Mitglieder von MoMo kann der Link per Email von uns angefragt werden.

 

Empathie als Quelle moralischer Verpflichtung

Kann uns eine auf Empathie aufgebaute Ethik zu moralisch besserem Handeln anleiten?

Was ist die Quelle unserer moralischen Verpflichtung gegenüber dem Anderen? Durch welche Beweggründe fühlen wir uns gezwungen, andere menschliche Akteure als universell gleichberechtigte, selbstbestimmende und respektwürdige Subjekte anzuerkennen? Der Vortrag thematisiert die Aussichten einer sozialen Phänomenologie normativer Einstellungen anhand einer kritischen Analyse von Levinas und einer rekonstruktiven Aneignung von Strawson. Ziel ist es auszuweisen, wie die grundlegende kognitive Fähigkeit der Empathie (verstanden als imaginierte Perspektivenübernahme) dazu beitragen kann, eine sowohl universalistischen als auch kontextsensitiven Ansprüchen gerechtwerdende Ethik zu begründen. Eine empathische Ethik verzichtet dabei auf jedwede theologische, metaphysische oder transzendentale Begründung. Moralische Verpflichtung. Autonomie und Gleichheit sollen ausschließlich aus empirisch gegebenen kognitiven Ressourcen hervorgehen. Ein solcher Ansatz verspricht, sowohl moralischen Absolutismus als auch kontextuellen Relativismus zu vermeiden, was durch Anwendungen auf Themen wie unserer Schuld gegenüber anderen, dem Verständnis anderer Kulturen oder der Solidarität mit Opfern sozialer oder politischer Aggression veranschaulicht werden kann.

Dieser  Vortrag und die anschließende Diskussion finden nur online statt. Interessenten, die nicht auf der MoMo-Einladungsliste registriert sind, bitten wir, sich per Email bei uns für die Veranstaltung anzumelden. Sie erhalten dann den Zoom-Link zur Teilnahme zwei Tage vor der Veranstaltung.

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Hans-Herbert Kögler

Hans-Herbert Kögler ist Professor für Philosophie an der University of North Florida, Jacksonville; regulärer Gast-Professor an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich. Ehemaliger Department Chair und Direktor des Graduiertenprogramms. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehören:

  • Die Macht des Dialogs (Metzler 1992/2016);
  • The Power of Dialogue: Critical Hermeneutics after Gadamer and Foucault (MIT 1999);
  • Michel Foucault (Metzler 2004; 2018);
  • Kultura, kritika, dialog (Prague Academy 2006);
  • Empathy and Agency: The Problem of Understanding in the Human Sciences (co-edited, Westview Press 2000; 2018);
  • Religion in the Public Sphere (Prague Academy 2016, co-authors Habermas, Taylor, Ferrara);
  • Enigma Agency: Reflexivität, Macht, Widerstand (co-edited, Transcript 2019)
  • und die edierte Sondernummer Reconceiving Religion in the Postsecular Public Sphere (Berlin Journal of Critical Theory 2020).

Ferner Lead Essays zu einflussreichen Sonderheften zur Wissenssoziologie (Social Epistemology 1997, 6 reply-essays) und zum Russisch-Ukrainischen Krieg (European Journal of Social Theory 2023, 15 reply-essays). Hans-Herbert Kögler´s Critical Hermeneutics (Bloomsbury 2022) versammelt „leading international scholar from a variety of disciplinary backgrounds”,  die seinen Ansatz analysieren und weiterentwickeln. Zahlreiche internationale Workshops; zahlreiche Artikel und Buchkapitel zu kritischer Theorie, Sozialphilosophie, Philosophie der Sozialwissenschaften, dialogischem Kosmopolitismus und der Ethik des interkulturellen Dialogs.

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