MoMo im neuen Gewand

MoMo hat jetzt nicht nur eine Webseite, sondern ein Portal

So präsentierte sich MoMo die letzten 20 Jahre
So präsentierte sich MoMo die letzten 20 Jahre

Der philosophische Arbeitskreis MoMo Berlin hat ein neues Kleid! Diese schöne Institution, die es schon so lange gibt, obwohl sie gänzlich informell und frei ist, dieses frei schwebende Denkpodium und Ideentablett, war kürzlich beim Friseur, und der hat ihr nach längerem Überlegen nicht nur eine neue Dauerwelle, sondern gleich ein richtig anderes und vielleicht zeitgemäßeres Outfit verpasst.

Behutsame Denkerneuerung

Dies kommt nicht von ungefähr. MoMo war nach seiner Gründung in den späten 1980er Jahren über viele Jahre hinweg eine ganz private Veranstaltung. Kommilitonen des philosophischen Instituts der FU Berlin trafen sich in ihrer Freizeit. Sie wollten die als zu eng empfundenen Bahnen der akademischen Philosophie durch gegenseitigen Gedankenbericht über neue, aufregende Lektüre und aufblühende eigene Wege des Begreifens dieser Welt erweitern. Das setzte zunächst den geschützten Raum gegenseitiger Bekanntschaft voraus, denn nur dort kann man gefahrlos intellektuell experimentieren.

So ging es immerhin bis ins Jahr 2010, und mittlerweile hatten nicht nur die Gründungs-MoMomanen vielfältige Gelegenheit gehabt, ihre neuesten Arbeiten vorzustellen, sondern vermehrt klopften auch Gäste aus dem In- und Ausland an und hielten ihre Vorträge vor dem bekannter werdenden Kreis. Gleichzeitig jedoch verblasste die Kraft des ursprünglichen Bandes der Gründer langsam, doch unaufhaltsam. Im Jahr 2010 schließlich trafen sie sich noch einmal in einem frühlinghaften Schöneberger Gewerbehof und stellten sich die ernste Frage des Hamlet: Geht's weiter? Oder hören wir auf? Viele sahen MoMo als erledigt an, seinen Zweck als erfüllt, seine Mitglieder der intellektuellen Kinderstube entwachsen.

Doch einige wollten noch. Es sollte also weitergehen, konnte aber nicht so wie bisher. Eine neue Gestalt wurde gesucht. MoMo musste sich öffnen, sollte es weiterleben. Fortan fanden seine Veranstaltungen nicht mehr auf persönliche Einladung hin wechselnd in den privaten Wohnungen der Mitglieder statt, sondern an ebenfalls wechselnden öffentlichen Orten: Café-Hinterzimmer, im Konferenzraum einer Anwaltskanzlei, universitäre AG-Räume. Und die Einladungen waren von nun an öffentlich, Ort und Zeit der Veranstaltungen wurden allgemein zugänglich auf der MoMo-Webseite plakatiert. Das brauchte ein bisschen Umstellungszeit, aber dann zeigte sich, dass das Interesse an Inhalten, wie sie MoMo bietet, durchaus breit ist. Nun kamen plötzlich ganz andere, neue, interessante Menschen und hörten den MoMo-Vortragenden zu, sehr qualifiziert, überraschend ernsthaft. Es gibt offenbar philosophische Fragen jenseits eitler Moden, die nach wie vor von hohem allgemeinem Interesse sind.

Neue Wege

Ein Jahr später erfanden wir ein zweites "Format", d.h. eine weitere Art, öffentlich Philosophie zu betreiben. Diese Neuerung ergab sich eigentlich aus blanker Not, denn zunächst hatte MoMo nicht mehr genügend Vortragende, die eigenes Theoriematerial in einem abendfüllenden Vortrag plus Diskussion vorzustellen bereit waren. Infolgedessen dachten wir uns etwas Neues aus, und das hieß: "Philosohische Matinée". Eine philosophische Matinée ist ein Lektürebericht: Jemand trägt interessante Neuererscheinungen auf dem geisteswissenschaftlichen Ideenmarkt vor und regt zur anschließenden Diskussion an - nunmehr allerdings nicht über seine eigenen wilden Spekulationen und Hypothesen, sondern über diejenigen anderer, will sagen: sehr viel bekannterer Leute. Die philosophischen Matinées finden auch nicht mehr abends, sondern Sonntags vormittags irgendwo in einem Berliner Caféhaus statt. Man kann dabei auch frühstücken.

Und jetzt, letztlich folgerichtig, auch das neue Web-Outfit. Dies eröffnet MoMo nochmals weitere Möglichkeiten, und zwar ungeahnte, noch lange nicht erschöpfte. MoMo wird damit zu einer intellektuellen Plattform, die sich von den physischen Fesseln realer Vorträge ein Stück weit zu lösen vermag. Die neue Webseite soll aktiven philosophischen Austausch auch zwischen den Vorträgen und Matinées ermöglichen. Das ist eine ambitionierte und nicht wenig faszinierende Perspektive. Aber wie sagte schon der junge Clerk und Protagonist in dem sehr unterhaltsamen Film "Best Exotic Marigold Hotel": Am Ende wird alles gut, und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht das Ende.

Weiter geht's. Anregungen und Fehlerhinweise sind wie immer jederzeit willkommen, und natürlich besonders euer Interesse an eigener, aktiver Beteiligung am MoMo-Programm.

Viel Vergnügen wünscht

Euer

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