Kipppunkte in der Geschichte der Menschheit (Prof. Stefan Emeis, KIT)

Datum: 31.01.2022 (20:00:00–22:00:00)

Ort: Virtuelle Veranstaltung via Zoom

Vortrag und Diskussion

 

Kipppunkte der Menschheit

Das will gut überlegt sein...

Heutzutage ist viel von bevorstehenden Kipppunkten im Klimasystem die Rede, die die Lebensbedingungen für die Menschen verschlechtern werden. Dabei hat die Menschheit schon einige Kipppunkte hinter sich, die jeweils einen radikalen Wandel der Lebensweise und der Lebensbedingungen mit sich gebracht haben. Dazu zählen die Industrialisierung im achtzehnten Jahrhundert, die Mobilisierung mit Autos und Flugzeugen im zwanzigsten Jahrhundert und auch die Einführung des Internets und dessen Verknüpfung mit dem Mobilfunk an der Wende zum einundzwanzigsten Jahrhundert. Allen diesen Kipppunkten ist eigen, dass es ein Zurück zu den Verhältnissen vor diesen Entwicklungen praktisch nicht mehr geben kann. Je nach Sichtweise werden sie heute entweder als „technische Revolutionen“ oder aber als „ökologische Fallen“ bezeichnet.

Der erste dieser Kipppunkte war die Sesshaftwerdung der Menschheit vor ca. zehntausend Jahren, die Lebensweise und Lebensbedingungen der Menschen grundlegend änderte. Dieser radikale, vermutlich als schmerzhaft empfundene Wandel musste verarbeitet werden. Ein Teil der Verarbeitung sind Geschichten und Mythen, die von Generation zu Generation weitererzählt wurden, und die uns teilweise in den erhalten gebliebenen Epen aus Mesopotamien noch heute vorliegen.

Im Vortrag sollen nach einem kurzen Exkurs zur Geschichte des Begriffs „Kipppunkt“ die beiden Epen „Atrahasis“ und „Gilgamesh“ sowie der Anfang des Buches „Genesis“ der Bibel unter diesem Aspekt genauer betrachtet werden und die gemeinsame, hinter diesen drei Erzählungen liegende Geschichte des Übergangs zur Sesshaftigkeit herausgearbeitet werden. Als letztliche Konsequenz wurden Feuer, Weizen, Fleisch und Wein zu Kernelementen unserer Kultur und wurden auch religiös verehrt. Ohne sie kommen wir nicht mehr aus.

Im Ausblick soll auf Möglichkeiten für eine nachhaltige Zukunft geschaut werden. Die Menschheit muss das in den vergangenen Kipppunkten entstandene verwobene Problem von Nahrung, Düngemitteln und Energie lösen. Die Lösung muss ohne weitere Kipppunkte geschehen, da rückblickend die vergangenen Kipppunkte sich doch eher als „ökologische Fallen“ herausgestellt haben.

Das Skrip des Vortrags können Sie hier herunterladen.

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Zum Vortragenden:

Prof. Stefan Emeis

Prof. Dr. Stefan Emeis ist Meteorologe. Er arbeitet als Wissenschaftler in der Klimaforschung am Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Dort leitet er seit 2012 die Arbeitsgruppe „Urbane und Öko-Klimatologie“. Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Erforschung des untersten Kilometers der Atmosphäre (die sogenannte atmosphärische Grenzschicht). Seit 2013 ist er Chef-Herausgeber der Meteorologischen Zeitschrift und Autor meteorologischer Monographien und Lehrbücher. Beim VDI ist er seit 2009 Obmann der Arbeitsgruppe „Bodengebundene Fernmessung“, die sich um entsprechende Standard- und Regelsetzung für Messverfahren kümmert. Er ist Vorsitzender des Nachhaltigkeitsrats der Greensurance Stiftung gGmbH in Weilheim in Oberbayern.

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