Transhumanismus und Nick Bostrom - Grenzen der technischen Optimierung (Ralf Stapelfeldt)

Datum: 18.09.2023 (20:00:00–22:00:00)

Ort: Online via Zoom. Für Nicht-Mitglieder von MoMo kann der Link per Email von uns angefragt werden.

Einige künstliche Menschen in technischem Ambiente

Der Transhumanismus als philosophische Theorie ist nach seiner Grundlegung Ende der 1980er / Anfang der 1990er Jahre gerade in den letzten zwei Dekaden zu einem viel diskutierten Thema avanciert, das im internationalen, wie auch im deutschsprachigen Diskurs großen Niederschlag findet. Herzstück der transhumanistischen Idee ist die Überzeugung, dass der Mensch sich mithilfe der Technik physiologisch und psychologisch optimieren kann und soll mit dem Ziel, die gesunde Lebensspanne zu verlängern, Leiden zu minimieren und Freuden zu maximieren. Auf diese Weise beginnt er, das Menschsein zu überschreiten, bis er über den Zustand des Transhumanen zu einer neuen Spezies, einem Posthumanen wird. Der Mensch darf und soll zur Erreichung dieses Ziels alle derzeitig bereits verfügbaren und zukünftig denkbaren Techniken einsetzen. Sein Instrumentarium zur Selbstoptimierung reicht deshalb von genetischer Selektion und Veränderung, über molekulare Nanotechnologie, Implantate und Mensch-Maschine-Schnittstellen, die den Menschen zum Cyborg transformieren, bis zur vollkommenen Aufgabe des biologischen Körpers durch Mind Upload auf einen Computer. Diese verkürzte Skizze zeigt bereits auf, wie radikal die Vorstellungen von Transhumanisten sein können und wie tiefgreifend die Veränderungen wären, die eine Umsetzung ihrer Agenda evozierten. Eine solche Philosophie gewinnt darüber hinaus an Sprengkraft in einer Zeit, in der sich Meldungen über neue Errungenschaften des technischen Fortschritts und über neue Fähigkeiten Künstlicher Intelligenz häufen.

Der Vortrag ist angelehnt an ein Dissertationsprojekt des Vortragenden mit dem Titel „Die Grenzen der technischen Optimierung. Eine Kritik des Transhumanismus am Beispiel der Theorie von Nick Bostrom“. Er wird deshalb insbesondere einen Blick auf die Ideen des schwedischen Philosophen und Oxford-Professors Nick Bostrom werfen. Er ist ein führender Transhumanist, Mitbegründer dieser philosophischen Idee und einer seiner führenden, einflussreichsten und intellektuell anspruchsvollsten Vertreter. Bostroms Theorie verbindet computerfunktionalistisches Denken über die Natur des Menschen und seines Geistes mit einem primär utilitaristisch hergeleitetem normativem Imperativ, die Menschheit in das Stadium einer technologischen Posthumanität zu heben. Dies geht einher mit einer weitreichenden Affirmation der Sollensforderung nach technischen Optimierungen am Menschen.

Ralf Stapelfeldt wird in seinem Vortrag einen Auszug seiner Forschungsergebnisse präsentieren, die insbesondere auf die problematische Melange von Theorien wie die von Bostrom hinweisen, in der sich hoch spekulative metaphysische Annahmen zu einer Vision einer posthumanen Gesellschaft im Computer verdichten, in der ungezählte Massen von virtuellen Wesen der Zukunft unser heutiges Handeln bestimmen sollen.

Hier kann die Präsentation zum Vortragen heruntergeladen werden.

Zum Vortragenden:

Portrait Ralf Stapelfeldt

Ralf Stapelfeldt (*1970) studierte ursprünglich Wirtschaftswissenschaften und entschied sich 2014, berufsbegleitend ein Studium der Philosophie aufzunehmen. Dieses schloss er 2019 mit einer Masterarbeit über Daniel Dennett ab, wonach er 2020 sein Promotionsstudium an der FernUniversität begann. Seine Doktorarbeit über den Transhumanismus und Nick Bostrom will er bis Ende dieses Jahres abgeben.

Seine bisherigen Veröffentlichungen mit Bezug zum Thema sind:

Künstliche Intelligenz – Die große Verheißung. Mitherausgeber und -autor (Berlin 2021).
Can there be a dumb Superintelligence? (Academia Letters 2021).
Is it likely that we are living in a computer simulation?
(in: Philosophy and Theory of Artificial Intelligence 2021, Springer 2022).

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